Die rekonstruktive Chirurgie ist eine der Säulen der Plastischen Chirurgie, in welcher unterschiedliche Lappenplastiken zum Einsatz kommen. Die Temporalisfaszienlappenplastik (TPFF) ist eine vielseitig anwendbare Lappenplastik, die in der gestielten oder der freien Variante bei jeweils unterschiedlichen Indikationen schon mehrfach in der Literatur beschrieben wurde. Die Studie macht sich zum Ziel, diese Methode der rekonstruktiven Chirurgie anhand der in der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik in Erlangen durchgeführten Temporalisfaszienlappenplastiken zu untersuchen. Es sollen die beiden Varianten der gestielten und der freien Lappenplastik verglichen und der Outcome des Gesamtkollektivs und dessen Einflussfaktoren ermittelt werden. Für diese Studie werden 23 Temporalisfaszienlappenplastiken, darunter 14 freie und 9 gestielte Varianten, welche in der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen im Zeitraum von 2007 bis 2016 durchgeführt wurden, retrospektiv analysiert. In der Auswertung wird das Kollektiv zunächst anhand deskriptiver Statistik untersucht. Hierbei werden die Parameter Art der Lappenplastik, die Verteilung der operativen Eingriffe über den Zeitraum, das Patientenalter, die Geschlechterverteilung, die Zusammensetzung des Operationsteams, der Nachuntersuchungszeitraum, die Defektgröße, die Defektätiologie, die Defektlokalisation, die Komorbiditäten, die Anzahl der Voroperationen und die Gesamtzahl der operativen Eingriffe miteinbezogen. Im Vergleich der freien mit der gestielten Lappenplastik wird der Zusammenhang der Parameter Indikation, Beschaffenheit der verwendeten Gewebetransplantate, Komorbiditäten, Operationsdauer, Dauer des stationären Aufenthaltes, Minor- und Majorkomplikationen jeweils mit der Art der Lappenplastik evaluiert. Zu den Parametern, anhand welcher der Einfluss auf den Outcome des Gesamtkollektivs berechnet wird, zählen die Operationsdauer, das Patientenalter, die Defektätiologie und die Anzahl der Komorbiditäten. In dieser Studie kann die Vielfältigkeit der Temporalisfaszienlappenplastik an den unterschiedlichen Defektlokalisationen und den diversen Indikationen der beiden Varianten dargestellt werden. Beim Vergleich der freien und der gestielten TPFF kann ein signifikanter Unterschied in der Operationsdauer, der gesamten und der postoperativen stationären Aufenthaltsdauer ermittelt werden. Bei Betrachtung der Komplikationsrate wird im Vergleich der beiden Varianten kein signifikanter Unterschied gefunden, weder bei den Majorkomplikationen, noch bei den Minorkomplikationen. Die in der Literatur häufig aufgezeigte Komplikation der Alopezie wird bei keinem der 23 Patienten beschrieben und somit werden ästhetisch ansprechende Ergebnisse an den Entnahmestellen verzeichnet. Der Outcome des Gesamtkollektivs wird anhand der Länge des postoperativen Aufenthaltes und anhand des postoperativen Auftretens von Komplikationen gemessen. Hinsichtlich der Einflussfaktoren auf den Outcome des Gesamtkollektivs zeigen Patienten mit einer längeren Operationszeit tendenziell längere stationäre Aufenthalte, jedoch statistisch nicht signifikant. Das Alter der Patienten hat keinerlei statistisch signifikanten Einfluss auf den Outcome. Die Länge des postoperativen, stationären Aufenthalts ist signifikant von der Indikation abhängig; das Auftreten von Komplikationen jedoch nicht. Der Einfluss der Komorbiditäten zeigt sich ebenso anhand eines signifikant längeren postoperativen stationären Aufenthalts bei Patienten, welche 3 oder mehr Komorbiditäten aufweisen. Zusammenfassend geht aus den Ergebnissen dieser Studie hervor, dass die Temporalisfaszienlappenplastik aufgrund ihrer vielfältigen Anwendung und ihrer geringen Komplikationsrate insbesondere in Kombination mit einer sorgfältigen, chirurgischen Präparation bei entsprechender Indikationsstellung empfohlen werden kann. Die Temporalisfaszienlappenplastik zeigt ein ansprechendes, ästhetisches Ergebnis an der Entnahmestelle bei erfolgreicher Vermeidung des Auftretens der Alopezie.