Project

Inklusive Übungsfirma 4.0: Berufliche Qualifizierung für die Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt des Berufsfeldes Wirtschaft und Verwaltung

Goal: Mit diesem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wird das Ziel verfolgt, behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam unter Nutzung digitaler Medien kaufmännische Praxis erfahren zu lassen. Hierzu entwickelt die Zentralstelle des deutschen Übungsfirmenrings bei der Bfz Essen GmbH das etablierte und in der kaufmännischen Berufsbildung vielfach praktizierte Übungsfirmenkonzept zu einem virtuellen Lernraum weiter, in dem behinderte und nichtbehinderte Menschen gleichberechtigt zusammenarbeiten.

Es wird eine Inklusive virtuelle Übungsfirma vollumfänglich konzipiert, didaktisch fundiert und informatisch umgesetzt. Sie wird im Projektzeitraum bei mehreren Anwendern unterschiedlicher Trägerschaft, die zudem unterschiedliche Zielgruppen erreichen, gegebenenfalls in mehreren Varianten praktisch erprobt und vom Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik der Universität Duisburg-Essen wissenschaftlich evaluiert.

Ausgangspunkt des Erkenntnisinteresses ist die Intention einer Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen, wie sie in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gefordert wird. IvÜFEN sollen die Übungsfirmenarbeit nicht nur durch barrierekompensierende Unterstützungstools, sondern mehrdimensional auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen sowie das gemeinsame Lernen und Arbeiten ausrichten, – dies allem in räumlicher und didaktisch-methodischer Hinsicht, um barrierefreie Lernprozesse zu ermöglichen. Zu Beginn des Projektes wird die Inklusive virtuelle Übungsfirma von der Bfz Essen GmbH didaktisch fundiert ausgearbeitet. Die wissenschaftliche Beratung übernimmt der Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik auf Grundlage der Erkenntnisse der Berufsbildungsforschung und der Inklusiven Berufsbildung. Da die IvÜFA als eine neu zu gestaltende, innovative pädagogische Intervention anzusehen ist, werden deren Voraussetzungen, Gestaltungsoptionen, Wirkungen und Skalierungspotenzial erforscht.

Die wissenschaftliche Begleitforschung wird in Anlehnung an den in der (fachdidaktischen) Berufsbildungsforschung weit verbreiteten Design Based Research Ansatz (DBR) durchgeführt. Ziel ist es, die Komplexität der IvÜFA als pädagogische Intervention durch eine systematische Gestaltung, Durchführung, Überprüfung und Re-Design eben dieser zu durchdringen, um konkrete Verbesserungen für die inklusive berufliche Bildung zu ermöglichen und die Potenziale einer inklusiven virtuellen Übungsfirma voll zu entfalten. Gemäß DBR-Ansatz wird die wissenschaftliche Begleitforschung projektspezifisch ausgestaltet. Zur validen Beantwortung der erkenntnisleitenden Fragestellungen werden zielgerichtete Erhebungsinstrumente ausgearbeitet und eine Triangulation von verschiedenen Erhebungs- und Auswertungsverfahren angestrebt.

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Retzmann, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
Verbundkoordinator: Bfz-Essen GmbH
Projektförderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von „Inklusion durch digitale Medien in der beruflichen Bildung“ / Kofinanzierung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF)
(Förderkennzeichen: 01PE18003B)
Projektzeitraum: Juli 2018 – Juli 2021

Siehe auch: https://www.wida.wiwi.uni-due.de/forschung/laufende-forschungsprojekte/ivuefa/

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Thomas Retzmann
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Wir präsentieren die ermittelten Gelingensbedingungen und die konsolidierten Gestaltungsprinzipien für die berufliche Bildung in der inklusiven Übungsfirma 4.0 auf der diesjährigen Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 15.-17. September 2021 (online).
  • Vortragstitel: Gelingensbedingungen und Gestaltungsprinzipien für die berufliche Bildung in der web- und cloudbasierten inklusiven Übungsfirma 4.0
  • Referent*in: Thomas Retzmann / Cennet Yilmaz
  • Datum: Mittwoch, 15. September 2021
  • Uhrzeit: 18.15 – 18.45 Uhr
  • Raum 8.
Ausgangspunkt: Digitalisierung und Inklusion in der neuen Übungsfirma 4.0
Die Übungsfirma wird seit langem auch für die kaufmännische Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen genutzt. Ihre klassische Form, die stationäre Übungsfirma, wurde nun in einem vom BMBF geförderten Projekt zu einem vollständig web- und cloudbasierten Setting weiterentwickelt. Diese, inzwischen so genannte Übungsfirma 4.0 stand zugleich unter dem Anspruch der Inklusion, der auch für die berufliche Bildung erhoben wird. Es stellte sich die Frage, unter welchen Bedingungen es in der inklusiven Übungsfirma 4.0 gelingen kann, dass Menschen mit und ohne Behinderungen in heterogenen Lerngruppen gemeinsam lernen, kaufmännische Geschäftsprozesse zu bearbeiten.
Forschungsansatz: Design-Based-Research
Die wissenschaftliche Begleitforschung orientiert sich am Ansatz des Design-Based-Research. In einem zweimaligen, iterativen Design- und Erprobungszyklus von jeweils ca. 9 Monaten Dauer wurde der Prototyp in verschiedenen Berufsbildungseinrichtungen bundesweit eingesetzt. In der formativen Evaluation wurde der Frage nachgegangen, wie die Übungsfirma 4.0 gestaltet werden sollte, um das gemeinsame Lernen und den Erwerb beruflicher Handlungskompetenz bestmöglich zu fördern. Dabei kamen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden und Instrumente zum Einsatz: Zum einen Leitfadeninterviews mit Lernenden und Lernbegleitern vor Ort sowie der zentralen Übungsfirmenleitung, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden; zum anderen eine User Experience-Evaluation der Benutzerfreundlichkeit mittels einer standardisierten Skala („AttraktDiff“). Die abschließende bundesweite Fragebogenstudie innerhalb des potenziellen Anwenderkreises sollte die Frage der Übertragbarkeit des Designs klären.
Ergebnisse: Gelingensbedingungen und Gestaltungsprinzipien
Dieser Beitrag analysiert in aller Kürze die Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Prototyps entlang des iterativ-zyklischen Designprozesses und präsentiert en detail Ergebnisse der formativen Evaluation. Der Schwerpunkt liegt auf den ermittelten Gelingensbedingungen und abgeleiteten Gestaltungsprinzipien für die inklusive kaufmännische Bildung in der innovativen virtuellen Lehr-Lernumgebung.
 
Thomas Retzmann
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Das Handbuch präsentiert in übersichtlicher Form die Erkenntnisse und Erfahrungen, die bei der theoretisch fundierten Entwicklung, der praktischen Erprobung und der wissenschaftlichen Evaluation der inklusiven Übungsfirma 4.0 gewonnen wurden.
Thomas Retzmann
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Neu erschienen ist ein Produkt aus dem IvÜFA-Projekt: das Handbuch zur Anleitung der pädagogischen Arbeit in der inklusiven virtuellen Übungsfirma. Es steht im Volltext auf DuEPublico, dem Repositorium der Universität Duisburg-Essen, für den kostenlosen Download zur Verfügung.
Thomas Retzmann, Cennet Yilmaz & Josefine Walter (2021): Die inklusive virtuelle Übungsfirma. Das Handbuch für pädagogische Fachkräfte. Essen. DOI: 10.17185/duepublico/74567. URN: urn:nbn:de:hbz:464-20210713-162458-4
 
Thomas Retzmann
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Wir präsentieren die Ergebnisse der formativen Evaluation der Prototypen der Inklusiven Übungsfirma 4.0 auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung vom 15. - 16. März 2021 an der Universität Siegen. Wir sind damit Teil der AG "Ökonomische Bildung in einer Digitalen Welt".
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung nach dem Design-Based-Research-Ansatz wurden zu Gelingensbedingungen sowie Gestaltungsprinzipien für die inklusive kaufmännische Bildung in der innovativen, virtuellen Lehr-Lernumgebung ausgearbeitet.
Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung soll abschließend diskutiert werden, ob die für die inklusive Übungsfirma 4.0 ermittelten Gelingensbedingungen und die in einem Prozess der Verallgemeinerung aufgestellten Gestaltungsprinzipien transferierbar und somit gegebenenfalls auch auf methodische Settings wie beispielsweise ein inklusives, virtuelles Schülerunternehmen übertragbar sind.
  • Vortragstitel: Gelingensbedingungen und Gestaltungsprinzipien für die Inklusive Übungsfirma 4.0 - Eine Blaupause für die »Digital Entrepreneurship Education«?
  • Referent*in: Thomas Retzmann / Cennet Yilmaz
  • Datum: Dienstag, 16. März 2021
  • Uhrzeit: 17.35 – 18.20 Uhr
  • Arbeitsgruppe: Ökonomische Bildung in einer Digitalen Welt
 
Thomas Retzmann
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Das Projekt "Inklusive virtuelle Übungsfirma" ist am 5. Februar 2020 beim Tag der Bildungsforschung der Universität Duisburg Essen im ersten Slot von "Speed Science" mit einem Kurzvortrag vertreten. Besuchen Sie uns auch am Poster des Projekts und erörtern mit uns Anspruch und Wirklichkeit dieses innovativen, webbasierten Lehr-Lernsettings für die berufliche Bildung im Berufsfeld "Wirtschaft und Verwaltung". Tagungshomepage: https://www.uni-due.de/izfb/tdb-programm
  • Referenten: Thomas Retzmann und Cennet Yilmaz (Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik der Universität Duisburg-Essen)
  • Datum: Mittwoch, 5. Februar 2020
  • Uhrzeit: 10.00 – 15.00 Uhr
  • Raum: Glaspavillon (R12 S00 H12), Campus Essen.
 
Thomas Retzmann
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Druckfrisch erschienen ist die erste Veröffentlichung aus dem IvÜFA-Projekt: Thomas Retzmann / Cennet Yilmaz (2019): Die inklusive virtuelle Übungsfirma: Ein innovatives Lehr-Lernarrangement an der Schnittstelle von Digitalisierung und Inklusion. In: Berufliche Rehabilitation. Heft 3/2019: Digitale Rehabilitation
 
Thomas Retzmann
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Wir diskutieren den Anspruch und das Design des innovativen, webbasierten Settings der Inklusiven virtuellen Übungsfirma mit Expert*innen auf der 34. Internationalen Jahrestagung der Integrations- und Inklusionsforscher*innen vom 25. - 28. Februar 2020 an der Universität Wien. Rahmenthema der Tagung: „Grenzen.Gänge.Zwischen.Welten.“
  • Vortragstitel: Integration durch Inklusion? Design und Evaluation einer virtuellen inklu-siven Lernwelt zur Qualifizierung für die Arbeitswelt
  • Referent*in: Thomas Retzmann / Cennet Yilmaz
  • Datum: Donnerstag, 27. Februar 2020
  • Uhrzeit: 15.15 – 16.15 Uhr
  • Raum: 4.1.007
  • Tagungshomepage: https://ifo2020.ssr-wien.at/
Abstract:
Die inklusive virtuelle Übungsfirma (IvÜFA) ist ein laufendes Praxisprojekt (BMBF- und ESF-Finanzierung; Kennzeichen: 01PE18003B) der wirtschaftsberuflichen Aus- und Weiterbildung und der beruflichen Rehabilitation. Hierbei wird die kaufmännische Simulationsmethode der Übungsfirma (siehe Tramm 1996, Greimel 1998 und Gramlinger/Trummer 2001) in eine informatisch barrierefreie, virtuelle Lehr- und Lernumgebung überführt. Ziel dieser innovativen Praxiswelt ist es, die gemeinsame Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderungen an wirtschaftsberuflicher Bildung zu fördern. Langfristiges Ziel ist die (Re-)Integration in den ersten Arbeitsmarkt (Arbeitswelt). Für diesen Zweck wurde die klassische Übungsfirma immer schon genutzt. Neu ist, dass die Integration durch Inklusion im virtuellen Lernsetting erreicht werden soll. Das Projekt hat das Potenzial nationale Grenzen zu überschreiten, da weltweit in über 80 Ländern Übungsfirmen bestehen (in Österreich beispielsweise mehr als doppelt so viele wie in Deutschland).
Die Inklusion hat in der wirtschaftsberuflichen Bildung relativ spät Beachtung gefunden, sodass fachspezifische inklusive Methoden ein Desiderat darstellen. Innerhalb der IvÜFA werden daher klassische Methoden der individuellen Förderung angewendet. Die berufliche Rehabilitation hingegen ist eine Praxiswelt, die wenig Beachtung in der Welt der Wissenschaft gefunden hat. Umgekehrt ist sie es kaum gewohnt, ihr Handeln wissenschaftlich zu reflektieren und zu fundieren. Die grundverschiedenen, eingeübten Denkweisen und die fehlenden fachgerechten inklusiven Methoden bilden ein Spannungsfeld im Projektverbund. Der wissenschaftlichen Begleitung liegt der gestaltungsorientierte Forschungsansatz Design Based Research zugrunde (siehe auch Euler 2014), der diesen verschiedenen Welten den Zugang zueinander ermöglicht. Die IvÜFA befindet sich derzeit in der ersten Erprobungs- und Evaluationsphase.
Der Vortrag skizziert zunächst dieses interdisziplinäre Design der IvÜFA und erläutert die Herausforderungen an den obengenannten Spannungsfeldern. Darauffolgend wird mit dem Publikum ein Austausch über konzeptionelle Überlegungen angestrebt, insbesondere in wie weit die gewählten Methoden für inklusive Lehr- und Lernprozesse in einem virtuellen Setting geeignet sind. Auch die inklusive Organisationsentwicklung ist ein bedeutsamer Gegenstand des Designs und der Evaluation der IvÜFA. Das international bekannte Instrument der inklusiven Schulentwicklung, der Index für Inklusion (Booth & Ainscow 2002) wurde bei der Konzeptualisierung der IvÜFA für den außerschulischen Bereich adaptiert. Anhand dieser wurde ein inklusives Unternehmensleitbild entwickelt. Es ist beabsichtigt, Praktiken zu entwickeln, Strukturen zu etablieren und Kulturen zu schaffen, die die wertschätzende Teilhabe an der IvÜFA ermöglichen. Abschließend wird die Frage nach der Eignung des Index für Inklusion für die IvÜFA aufgeworfen, da es primär in der Praxiswelt Schule eingesetzt wird und insbesondere die spezifischen Rahmenbedingungen des beruflichen Bildungssystems oder eines virtuellen Lehr-Lehr-Settings vernachlässigt.
Literaturangaben
Booth, T. & Ainscow, M. (2002): Index for inclusion. Developing learning and participation in schools. Bristol: CSIE. https://www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20English.pdf [15.09.2019].
Euler, D. (2014): Design-Research – a paradigm under development. In D. Euler & P. F. E. Sloane (Hrsg.): Design-Based Research. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Beiheft, (27), 15-44. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.
Gramlinger, F. / Trummer, M. (2001): Alter Wein in neuen Schläuchen? Zur Implementierung der Übungsfirma in kaufmännischen Schulen in Österreich. In: H.-H. Kremer/ P. F. E. Sloane [Hrsg.]: Konstruktion, Implementation und Evaluation komplexer Lehr-Lern-Arrangements. Fallbeispiele aus Österreich, den Niederlanden und Deutschland im Vergleich. Paderborn. S. 11-43.
Greimel, B. (1998): Evaluation österreichischer Übungsfirmen. Eine Studie an berufsbildenden Vollzeitschulen. Innovationen in der Berufsbildung, Bd. 1. Innsbruck.
Retzmann, Th. & Yilmaz, C. (eingereicht): Die inklusive virtuelle Übungsfirma: Ein innovatives Lehr- und Lernarrangement an der Schnittstelle von Digitalisierung und Inklusion. In: Zeitschrift Die Berufliche Rehabilitation.
Tramm, T. (1996): Lernprozesse in der Übungsfirma. Rekonstruktion und Weiterentwicklung schulischer Übungsfirmenarbeit als Anwendungsfall einer evaluativ-konstruktiven und handlungsorientierten Curriculumstrategie. Habilitation. Göttingen.
 
Thomas Retzmann
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Wir präsentieren den Anspruch, das Design, die Planung der in Kürze startenden Ersterprobung und das Konzept der formativen Evaluation des innovativen, webbasierten Settings der Inklusiven virtuellen Übungsfirma auf der diesjährigen Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 25. - 27. September 2019 an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Wir sind Teil des Symposiums "Inklusion als Herausforderung in der beruflichen Orientierung und Bildung".
  • Vortragstitel: Inklusive Berufsbildung durch die Übungsfirma 4.0? Anspruch, Design, Erprobung und Evaluation eines innovativen webbasierten Settings
  • Referent*in: Thomas Retzmann / Cennet Yilmaz
  • Datum: Donnerstag, 26. September 2019
  • Uhrzeit: 10.30 – 12.00 Uhr
  • Symposium: Inklusion als Herausforderung in der beruflichen Orientierung und Bildung.
Abstract:
Trotz langer Tradition in der kaufmännischen Berufsbildung ist die Übungsfirma wenig erforscht, erst recht nicht deren Nutzung in der beruflichen Fortbildung, Umschulung und Rehabilitation. Die Erkenntnisse zum Einsatz in kaufmännischen Vollzeitschulen in Österreich und Deutschland sind bereits älteren Datums (siehe Literaturangaben) und aufgrund stark abweichender Rahmenbedingungen schwerlich auf Bildungsträger wie beispielsweise Berufsbildungs- und -förderungswerke übertragbar, die in Deutschland viele Übungsfirmen betreiben.
Dort wird die traditionelle, stationäre Übungsfirma derzeit zur webbasierten „ÜFA 4.0“ weiterentwickelt: Die Unternehmenssimulation findet dabei vollständig via Internetanwendungen statt, die Geschäftsprozesse werden in der Cloud abgebildet. Im nächsten Schritt sollen Barrieren abgebaut werden, damit völlig neue Zielgruppen mit körperlichen, geistigen, gesundheitlichen und organisatorischen Einschränkungen in ein inklusives Setting einbezogen werden können: In der inklusiven ÜFA 4.0 arbeiten und lernen behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammen und erfahren gemeinsam kaufmännische Praxis.
Der wissenschaftlichen Begleitforschung liegt der Design-Based-Research-Ansatz zugrunde. Die Gestaltungsprinzipien für die inklusive ÜFA 4.0 sollen ermittelt und vor allem folgende grundlegende Fragen beantwortet werden: Welche bestehenden Barrieren überwindet die ÜFA 4.0? Schafft sie gar neue Barrieren? Inwieweit gelingt es, durch inklusive Gestaltung der webbasierten ÜFA 4.0 den Anspruch des Universal Designs einzulösen?
Der Vortrag skizziert zunächst das innovative Design der inklusiven ÜFA 4.0, legt aber den Schwerpunkt auf die Erörterung des Evaluationskonzepts, das auf die Grundstruktur des Angebots-Nutzungs-Modells nach Helmke Bezug nimmt, das zu diesem Zweck an den hier vorliegenden außerschulischen Kontext adaptiert wird. Vor diesem Hintergrund wird dargelegt, wie die außerschulischen Bildungsträger die Potenziale der Digitalisierung von Arbeitsprozessen und der Vernetzung in diesem innovativen webbasierten Setting für die kaufmännische Berufsbildung realisieren und wie es von Lernenden mit unterschiedlichen Berufs- und Bildungsbiographien für ihre zudem abweichenden Qualifikationsziele genutzt wird. Den Vortrag abschließend werden weiterführende Forschungsfragen zur Skalierbarkeit und Transferierbarkeit der inklusiven ÜFA 4.0 im internationalen Netzwerk der Übungsfirmen und Zentralstellen (EUROPEN-PEN International) aufgeworfen.
BMBF-Förderkennzeichen: 01PE18003B
 
Thomas Retzmann
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Wir präsentieren die Idee, den Ansatz und die beabsichtigte Gestaltung der Inklusiven virtuellen Übungsfirma auf der 33. Internationalen Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen vom 20. – 22. Februar 2019 in Berlin. Dabei stellen wir auch die ersten Befunde unserer Erhebung der Bedarfe bei den Projektpartnern vor, die den Beginn unserer wissenschaftlichen Begleitforschung markiert. Die diesjährige IFO-Tagung steht unter dem Rahmenthema „Inklusion – Partizipation – Menschenrechte: Transformationen in die Teilhabegesellschaft?“
  • Vortragstitel: Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt durch berufliche Bildung – Idee, Ansatz und Gestaltung der Inklusiven virtuellen Übungsfirma (IvÜFA)
  • Datum: Donnerstag, 21. Februar 2019
  • Uhrzeit: 10.30 – 12.00 Uhr
  • Panel: Berufliche Bildung
Abstract:
Das Wirtschaftssystem ist ein gesellschaftliches Teilsystem; gleichzeitig trägt die Teilhabe an Erwerbsarbeit zur Existenzsicherung und Anerkennung bei. Dafür sind berufliche Qualifikationen eine notwendige Bedingung. Die Übungsfirma ist ein traditionelles Setting wirtschaftsberuflicher Bildung. In ihrer gegenwärtigen Form bestehen Barrieren, die eine Partizipation von Menschen mit Behinderungen erschweren. In einem BMBF-geförderten Forschungsprojekt* wird untersucht, ob die Transformation der Übungsfirma zu einem inklusiven Bildungsangebot dazu beiträgt, die Einlösung der UN-Behindertenrechtskonvention zu fördern. Deutschland ist Vorreiter bei der Entwicklung der IvÜFA und erlangt damit im internationalen Übungsfirmen-Netzwerk Vorbildfunktion. Der Vortrag skizziert das Design und erste Ergebnisse dieses Vorhabens der inklusiven beruflichen Bildung, welche insgesamt in der interdisziplinären Inklusionsforschung mehr Beachtung finden sollte.
* Förderkennzeichen: 01PE18003B
 
Thomas Retzmann
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Inclusive Virtual Enterprise 4.0 – Vocational qualification for active participation in the job market including business administration.
The research and development project aims to enable disabled and non-disabled people to experience commercial practice collectively by using digital media. For this purpose, the central office of the German practice enterprise association (at Bfz Essen Ltd.) advances the established and increasingly applied training concept in commercial vocational training, by developing a virtual learning platform in which disabled and non-disabled people work together on equal terms. Therefore, the inclusive virtual practice enterprise is employed with an extensive design and didactically sound conception while being implemented technologically. The project is subject to various forms of practical testing, thus tested by several users of different sponsorship with distinct target groups. Eventually, IvÜFA is scientifically evaluated by the Chair of Economics and Economic Education at the University of Duisburg-Essen.
In accordance with the UN proposal at the Convention on the Rights of Persons with Disabilities, the centerpiece of the epistemological interest lies in the intention to strengthen the participation and self-determination of members of society with disabilities. IvÜFA aims to align the practice enterprise work not only with barrier-compensating support tools, but also multi-dimensionally, considering the varying needs of people with disabilities or limitations and the focus on shared learning experience. Spatially flexible and didactically considerate, it enables barrier-free learning processes. Initially, the inclusive virtual practice enterprise will be developed by the Bfz Essen Ldt. under consideration of a didactically sound basis. The Chair of Economics and Economic Education is hereby responsible for the scientific guidance while referring to the findings of educational research and of inclusive vocational training. Since the IvÜFA is to be regarded as a new, innovative educational intervention, its prerequisites, design options, effects and scaling potential are being scrutinized.
The accompanying scientific research is carried out on the basis of the Design Based Research Approach (DBR), which is frequently used in the field of vocational education research. The aim is to penetrate the complexity of the IvÜFA as an educational intervention through a systematic design, implementation, review and re-design of the latter to eventually realize concrete improvements for inclusive vocational education and to fully develop the potential of an inclusive virtual practice enterprise. As the DBR-Approach typically requires, the scientific accompanying research is distinctly project-specific. To answer the epistemologically-oriented leading questions, effective evaluation tools are prepared while establishing a triangulation of diverse inquiryand evaluation procedures.
Project Management: Univ.-Prof. Dr. Thomas Retzmann, University of Duisburg-Essen, Essen Campus
Project Coordinator: Bfz-Essen GmbH (Coordinator)
Project funding: Federal Ministry of Education and Research within the framework of the official guideline for the promotion of "Inklusion durch digitale Medien in der beruflichen Bildung" [Inclusion by the use of digital media in vocational education]/ Co-financing from the European Union Social Fund (ESF)
(Funding Code: 01PE18003B)
Project period: July 2018 - July 2021
 
Thomas Retzmann
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Mit diesem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wird das Ziel verfolgt, behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam unter Nutzung digitaler Medien kaufmännische Praxis erfahren zu lassen. Hierzu entwickelt die Zentralstelle des deutschen Übungsfirmenrings bei der Bfz Essen GmbH das etablierte und in der kaufmännischen Berufsbildung vielfach praktizierte Übungsfirmenkonzept zu einem virtuellen Lernraum weiter, in dem behinderte und nichtbehinderte Menschen gleichberechtigt zusammenarbeiten.
Es wird eine Inklusive virtuelle Übungsfirma vollumfänglich konzipiert, didaktisch fundiert und informatisch umgesetzt. Sie wird im Projektzeitraum bei mehreren Anwendern unterschiedlicher Trägerschaft, die zudem unterschiedliche Zielgruppen erreichen, gegebenenfalls in mehreren Varianten praktisch erprobt und vom Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik der Universität Duisburg-Essen wissenschaftlich evaluiert.
Ausgangspunkt des Erkenntnisinteresses ist die Intention einer Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen, wie sie in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gefordert wird. IvÜFEN sollen die Übungsfirmenarbeit nicht nur durch barrierekompensierende Unterstützungstools, sondern mehrdimensional auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen sowie das gemeinsame Lernen und Arbeiten ausrichten, – dies allem in räumlicher und didaktisch-methodischer Hinsicht, um barrierefreie Lernprozesse zu ermöglichen. Zu Beginn des Projektes wird die Inklusive virtuelle Übungsfirma von der Bfz Essen GmbH didaktisch fundiert ausgearbeitet. Die wissenschaftliche Beratung übernimmt der Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik auf Grundlage der Erkenntnisse der Berufsbildungsforschung und der Inklusiven Berufsbildung. Da die IvÜFA als eine neu zu gestaltende, innovative pädagogische Intervention anzusehen ist, werden deren Voraussetzungen, Gestaltungsoptionen, Wirkungen und Skalierungspotenzial erforscht.
Die wissenschaftliche Begleitforschung wird in Anlehnung an den in der (fachdidaktischen) Berufsbildungsforschung weit verbreiteten Design Based Research Ansatz (DBR) durchgeführt. Ziel ist es, die Komplexität der IvÜFA als pädagogische Intervention durch eine systematische Gestaltung, Durchführung, Überprüfung und Re-Design eben dieser zu durchdringen, um konkrete Verbesserungen für die inklusive berufliche Bildung zu ermöglichen und die Potenziale einer inklusiven virtuellen Übungsfirma voll zu entfalten. Gemäß DBR-Ansatz wird die wissenschaftliche Begleitforschung projektspezifisch ausgestaltet. Zur validen Beantwortung der erkenntnisleitenden Fragestellungen werden zielgerichtete Erhebungsinstrumente ausgearbeitet und eine Triangulation von verschiedenen Erhebungs- und Auswertungsverfahren angestrebt.
Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Retzmann, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
Verbundkoordinator: Bfz-Essen GmbH
Projektförderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von „Inklusion durch digitale Medien in der beruflichen Bildung“ / Kofinanzierung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF)
(Förderkennzeichen: 01PE18003B)
Projektzeitraum: Juli 2018 – Juli 2021