added a research item
Updates
0 new
8
Recommendations
0 new
0
Followers
0 new
8
Reads
1 new
65
Project log
Der Beitrag diskutiert Effekte digitaler nachbarschaftlicher Kommunikation auf das lokale Zusammenleben im ländlichen Raum. Dazu werden Daten aus einer Befragung sowie leitfadengestützte Interviews mit Einwohnerinnen und Einwohner in Metelen im Kreis Steinfurt ausgewertet. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke in einer ländlichen Gemeinde zu intensiveren Kontakten in der Nachbarschaft sowie einem verstärkten Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe führen. Allerdings begünstigt dieser digitale Nachbarschaftskontakt keine analogen materiellen Austauschbeziehungen, wie das Leihen von Gegenständen. Weiterhin weist die Auswertung der leitfadengestützten Interviews darauf hin, dass digitale Nachbarschaftskommunikation der Organisation des Vereinslebens dient und die lokalen Aktivitäten einem größeren Publikum präsentiert. Zudem werden digitale Netzwerke vor allem zur Information genutzt, sie erleichtern die Organisation des nachbarschaftlichen Brauchtums. Daraus folgt, dass digitale Nachbarschaftsnetzwerke bei der Ausgestaltung der Zukunft der Daseinsvorsorge mit zu berücksichtigen sind, ihre Nutzung aber voraussetzungsvoll ist. Denn digitaler Kontakt entsteht aus analogem Kontakt, wofür es Anlässe und Infrastrukturen braucht.
Die Kommunen in NRW verzeichnen seit mehreren Jahren eine verstärkte Zuwanderung, ob nun von EU-Bürgerinnen und Bürgern oder von Geflüchteten. Dabei ist die Zuwanderung nicht über alle Stadtteile einer Stadt gleichverteilt, sondern es bilden sich in allen kreisfreien Städten und Kreisen kleinräumige Zuwanderungsschwerpunkte heraus. Solche diversitätsgeprägten Orte sind in NRW häufig auch die ärmsten Stadtteile einer Stadt und damit Zielgebiete von Quartiersentwicklungsprogrammen. Das bedeutet, dass die Armenhäuser unserer Städte zugleich ihre Integrationsmotoren sein sollen. Dafür braucht es allerdings ein hohes Maß an integrationspolitischen Anstrengungen, in Form passgenauer Angebotslandschaften, integrierter Quartiersentwicklung und einer vorausschauenden Stadtentwicklungspolitik.
Um einen Beitrag zur notwendigen Konzeption diversitätssensibler Quartiersentwicklung in Form der Förderung nachbarschaftlicher Beziehungen zu leisten, wird das Thema Nachbarschaft in diversitätsgeprägten und armutsbelasteten Stadtteilen in vier Teilstudien untersucht. Dabei stehen die jeweiligen lokalen Variationen, wie Diskriminierungserfahrungen, digitale Nachbarschaftskontakte bauliche Probleme und lokale Konflikte um armutsgeprägte Zuwanderung im Fokus. Die Ergebnisse zeigen, dass Nachbarschaft eine Ressource für alltägliche Integrationserfahrung darstellt, welche durch kommunale Integrationspolitik adressiert werden kann. Vor allem die Förderung lokaler Angebotslandschaften und Digitalisierung ist dafür eine geeignete Strategie.
Für die kommunalen Integrationszentren NRW bedeutet dies, dass sie raumbezogene Steuerungsinstrumente entwickeln sollten, welche sowohl die sozialstrukturellen Dynamiken als auch die lokalen Angebotsstrukturen im Blick behalten. Weiterhin bedarf es der dauerhaften Thematisierung von Rassismus und Diskriminierungserfahrung, wie die Ergebnisse nahelegen. Zudem ist es sinnvoll, auch raumbezogene Kooperationen zu entwickeln, um sozialräumlichen Herausforderungen zu begegnen sowie digitale Praktiken unter den Nachbarinnen und Nachbarn eines Stadtteils in den Blick zu nehmen. Die Kommunalen Integrationszentren NRW sind als mittlerweile etablierte und gut vernetzte kommunale Organisationseinheiten in der Lage, diese Steuerungsinstrumente zu entwickeln und zu implementieren.
Im Forschungsprojekt „Digitales Dorfleben“ werden die Effekte digitaler Nachbarschaftsnetzwerke auf das Zusammenleben in ländlichen Räumen in Ost- und West- Deutschland untersucht. Die Mixed-Methods-Studie untersucht mit vier Untersuchungsdörfern (sog. Ankerfällen) und vier regionalen Vergleichsfällen insgesamt acht Dörfer. Zwei der Untersuchungsdörfer weisen eine hohe Nutzung von nebenan.de gemessen an der Bevölkerung auf, während sowohl die regionalen Vergleichsbeispiele als auch die übrigen Ankerbeispiele sich durch eine geringe Nutzung von nebenan.de auszeichnen. Bei nebenan.de handelt es sich um das größte deutschsprachigen digitale Nachbarschaftsnetzwerk. In den zu untersuchenden Dörfern werden sowohl qualitative Interviews als auch standardisierte Bevölkerungsbefragungen durchgeführt. Zudem werden sozio-ökonomische Kontextfaktoren der acht Fälle vergleichend untersucht. Das Projekt wird von der Kernfrage geleitet, inwiefern die Nutzung digitaler Nachbarschaftsplattformen einen Effekt auf das nachbarschaftliche Zusammenleben im ländlichen Raum hat und wie sich ein solcher Effekt gestaltet. Methodisch ist das Projekt Hypothesen-prüfend strukturiert und leistet einen Beitrag in der Erforschung von Digitalisierung in ländlichen Räumen. Für den Transfer werden in den vier Ankerfällen Dorfabende organisiert, bei denen die Projektergebnisse vorgestellt und mögliche Entwicklungspfade des Dorfes diskutiert werden. Das Projekt ist am interdisziplinären Institut für Gesellschaft und Digitales (GUD) der FH Münster angesiedelt und wird gefördert vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung.
While most studies on social cohesion and digitalization focus exclusively on cities, we aim at exploring how digital neighborhood platforms affect social cohesion and community life in rural areas in Germany. On the one hand our main research interest lies in the utilization of digital neighborhood platforms and its impact on neighborhood coexistence in rural areas. On the other hand, we also focus on possible effects of these platforms on social cohesion in the social space. Following a mixed-methods design combining standardized questionnaires (n=600), socio-structural data on the neighborhood level as well as in-depth interviews with local inhabitants and local media discourses on digitalization, we examine eight villages in total consisting of our primary cases and four regional comparison cases. In two of the primary cases of the utilization of digital neighborhood platforms among its population is rather high while neither the regional comparative examples nor the other primary examples show any utilization of such digital platforms. By comparing our primary cases with the regional comparison cases, we are able to analyze ensuing effects on social cohesion and social life following the utilization of digital neighborhood platforms. Additionally, we consider regional sociocultural factors in our respective research sites, following the notion that ‘space matters’ when gathering and analyzing data on the neighborhood level. We discuss our results in the light of the theoretical frames of social cohesion as well as neighborhood efficacy. At the same time, we stress the fruitfulness of combining quantitative and qualitative methods for urban research in general.