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Arbeitskreis „Digitalisierung und Organisation“ in der Sektion Organisationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
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Debates on digitalisation in Germany often refer to ‘Industrie 4.0’ describing a seamless and technology‐driven process spearheaded by manufacturing. This view, conflicts with sociological arguments, assuming highly differentiated processes of digitalisation. We review the literature and empirically test the core assumption that digital technologies relate to organisational characteristics, and that adoption differs according to the type of technology. We analyse German IAB‐Establishment‐Panel data, which contains organisation‐level information, including digital technologies. Our results show a lead of manufacturing in the adoption of digital production technologies. Regarding other digital technologies manufacturing performs on par or is outperformed by specific service industries. Additionally, the usage of digital technologies relates to organisational characteristics, other than industry (e.g., establishment size, age, competition, employees’ qualification). The relationship patterns largely persist across technologies, with some technology‐specific variants. Our empirical results underline the embeddedness of digitalisation processes in Germany and underline the relevance of the technologies in question. This article is protected by copyright. All rights reserved.
Discussions on organizational models and work in the platform economy often center on Uber as a prominent example of a digital marketplace that relies on venture capital and gig labor from self-employed drivers. This focus on Uber underestimates the diversity of organizational models and work types that likely arise from struggles between firms seeking to dominate emerging fields. Our exploratory results coming out of the field of “shared mobility” in Germany show that the platform economy harbors two modes: a few digital marketplaces with gig labor and many app-enabled firms that build on smartphones to operate their mobility services with employees that perform app-enabled labor. In addition, some firms that rely on venture capital face several firms financed by incumbents from adjacent fields—in particular, car manufacturing. Overall, we find an absorption of platform technology by incumbents alongside disruption induced by start-ups. We conclude that German shared mobility comprises a diversity of organizational models and work types beyond the Uber model, the mapping of which helps toward a better understanding of the platform economy.
In der aktuellen Debatte um Künstliche Intelligenz (KI) wird oft ein radikaler Wandel der Arbeitswelt erwartet, der auch die Arbeitsqualität betrifft. Dabei stehen bisher vielen weitreichenden Annahmen sehr wenige empirische Fakten gegenüber. Zudem wird oftmals nicht berücksichtigt, dass die KI-Nutzung am Arbeitsplatz bestimmte digitale Arbeitsmittel voraussetzt, die wiederum selbst Kernaspekte der Arbeitsqualität, wie Autonomie, mitbeeinflussen können. Dieser Beitrag führt in den Stand der Forschung ein und betrachtet Überlegungen zu möglichen Zusammenhängen zwischen KI und Autonomie als zentrale Dimension der Arbeitsqualität. Wir prüfen diese Zusammenhänge mit dem SOEP-IS-Datensatz 2019, anhand von Variablen für Autonomie, für digitale Arbeitsmittel und für KI-Nutzung. Unsere empirischen Ergebnisse zeigen nur einen oberflächlichen positiven Zusammenhang zwischen KI-Nutzung und Autonomie. Die Analysen bestätigen zudem, dass die KI-Nutzung systematisch mit spezifischen digitalen Arbeitsmitteln einhergeht, die zum Teil einen deutlich stärkeren Zusammenhang mit Autonomie aufweisen. Der Beitrag liefert damit empirische Befunde, welche Bedeutung KI am Arbeitsplatz derzeit für Autonomie hat, ohne dass sich Anzeichen für radikale Unterschiede am Arbeitsplatz finden lassen. Für zukünftige Forschung diskutieren wir abschließend, wie Empirie und Theorien vorangetrieben werden können
Digital platforms quickly rose to be a pervasive feature of contemporary life as they impact various domains. While researchers agree that digital platforms come in diverse forms and perform various functions, the platform debate lacks a general concept capturing their common underlying features. Considering digital platforms from an organizational perspective, we extend on seminal insights and develop the concept of platform organization. We argue that platform organizations share a common basic architecture and rely on digital technology to create a social order. According to our argument, digital platforms consist of a formal organization at the core using digital interfaces to govern the activities of participants in the platform periphery. We posit that this periphery manifests a specific social order following from a particular configuration of the five elements of organization outlined by the partial organization approach. Our concept of platform organization allows researchers to abstract from domain-specific functions and investigate underlying commonalities and differences of digital platforms. We illustrate our argument by drawing on three salient examples from the current debate: Uber, Twitter and Wikipedia. Applying the partial organization approach reveals that all three platform organizations implement a decided order using digital interfaces, while the social order they each enable varies by a degree of organization.
Digitale Plattformen, wie Uber oder Airbnb, läuten das Ende der Organisationsgesellschaft ein, die von bürokratischen Großorganisationen geprägt war. Das behaupten zumindest aktuelle Thesen zur Plattformökonomie. Tatsächlich finden sich in der Debatte um Digitalisierung jedoch erstaunlich wenige konzeptionelle Anhaltspunkte, wie genau sich mit Digitalisierung ein substanzieller Wandel ergibt. Diagnosen, wie „Plattformkapitalismus“, „Plattformgesellschaft“ oder „Plattformisierung“ fehlt bisher eine umfassende Fundierung. Der Beitrag führt vor diesem Hintergrund sechs Mechanismen der Digitalisierung ein, die veränderte Organisationsstrukturen ermöglichen. Auf dieser Grundlage, werden digitale Plattformen genauer als Plattformorganisationen bestimmt. Als soziale Form folgen digitale Plattformorganisationen einem Designmuster aus Kern, Rand und Schnittstellen, das mit Hilfe digitaler Technik spezifische soziale Ordnungen erzeugt und aufrechterhält. Plattformen etablieren dabei eine spezifische Form der Herrschaft, die mit sozialen Ungleichheiten und Effekten für die gesellschaftliche Integration einhergeht. Insofern verschieben sich die Eckpfeiler der klassischen Organisationsgesellschaft weg von Großorganisationen, hin zu Plattformorganisationen, die als Strukturprinzip zunehmend Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft prägen. Die Analyse digitaler Plattformen unterstreicht dabei die Bedeutung sozialer Formen und sozialer Ordnungen als zentrale Ankerpunkte für eine konzeptionelle Fundierung einer Soziologie der Digitalisierung.
Die Stiftungsprofessur "Digitalisierung der Arbeitswelt" am Institut für Soziologie der TU Berlin untersucht die Entwicklungsdynamiken, die mit der flächendeckenden Verbreitung digitaler Technik einhergehen.
Die Autorin Alex Rosenblat beschreibt in ihrem Buch "Uberland", wie das Internetunternehmen Uber Arbeit und Wirtschaft in den USA verändert. Alle, die einen Führerschein, ein Smartphone und ein Auto besitzen, können Kunden durch die Stadt fahren und so als Mikro-Unternehmer*in-nen auf der digitalen Plattform von Uber arbeiten. Mit viel Risikokapital im Hintergrund, treibt Uber ein Geschäftsmodell weltweit voran, das mit hoch-prekären Bedingungen selbstständiger Ar-beit für viele als Vorreiter für ein neues Modell von Unternehmen gilt. Weitere Plattformen für "neue Mobilität", wie Apps für Sammeltaxis, Leihautos für Einzelfahrten und E-Roller für eine Spritztour in der Stadt, scheinen diese Sicht zu bestätigen, wenn beispielsweise selbstständige "Juicer" für digitale Plattformunternehmen E-Roller einsammeln und aufladen. Bei genauer Be-trachtung lässt sich diese Sichtweise bezweifeln, insbesondere für Deutschland. Aktuelle Forschungsergebnisse der FIS-Stiftungsprofessur zeigen, dass der Bereich der "neuen Mobilität" in Deutschland nicht dem "Uber-Modell" folgt. Das gilt schon allein, weil das radikale Uber-Pop-Modell hierzulande verboten wurde. Im Bereich der "neuen Mobilität" finden sich un-terschiedliche Unternehmen, die mit ihren Geschäftsmodellen derzeit um die Vorherrschaft auf dem Markt ringen.
Gegenwärtige Wissensdynamiken, die aus der betrieblichen Orientierung an Digitalisierungsstrategien entstehen, lassen bekannte methodisch-methodologische Herausforderungen hervortreten. Neben dem Zugang zu verschlossenen Feldern betrifft dies insbesondere die Frage, wie die Reversibilität von Zielen, Entscheidungen und digitalem Material ethnografisch adäquat berücksichtigt werden kann. Anhand organisationsethnografischer Einsichten in die Digitalisierungsstrategie eines Unternehmens im Fitnessbereich (Partizipation von user*innen) beschreibt der Beitrag zentrale Eckpunkte einer prozessorientierten Ethnografie digitalisierender Arbeitswelten, die es ermöglicht, Routinen und Ereignisse der Digitalisierung zu unterscheiden. Der Ansatz ermöglicht es folglich, das komplexe Zusammenspiel ordnungsreproduzierender, ordnungsaufbrechender und ordnungsstiftender Vorgänge in ihren kulturellen Verankerungen sichtbar zu machen, zu systematisieren und damit vergleichen zu können.
Gegenwärtige Wissensdynamiken, die aus der betrieblichen Orientierung an Digitalisierungsstrategien entstehen, lassen bekannte methodisch-methodologische Herausforderungen hervortreten. Neben dem Zugang zu verschlossenen Feldern betrifft dies insbesondere die Frage, wie die Reversibilität von Zielen, Entscheidungen und digitalem Material ethnografisch adäquat berücksichtigt werden kann. Anhand organisationsethnografischer Einsichten in die Digitalisierungsstrategie eines Unternehmens im Fitnessbereich (Partizipation von user*innen) beschreibt der Beitrag zentrale Eckpunkte einer prozessorientierten Ethnografie digitalisierender Arbeitswelten, die es ermöglicht, Routinen und Ereignisse der Digitalisierung zu unterscheiden. Der Ansatz ermöglicht es folglich, das komplexe Zusammenspiel ordnungsreproduzierender, ordnungsaufbrechender und ordnungsstiftender Vorgänge in ihren kulturellen Verankerungen sichtbar zu machen, zu systematisieren und damit vergleichen zu können.
The view of a technologically determined, seamless and comprehensive digitalization has provoked sociological counter-arguments, claiming that digitalization processes are shaped by the interaction of technical and social conditions within systems of work and production. This paper engages with this controversy by analysing the most recent data from the German IAB Establishment Panel, which contains information on firms' usage of a variety of digital technologies. From a sociological perspective, we argue that digitalization unfolds in a highly segmented process. We show that establishments' usage of digital technologies differs substantially by industry, firm size, firm age, the extent of competitive pressure and the employee structure in the firm. Different new digital technologies are dependent on similar drivers and limitations at the firm level. Hence, our results support the idea that social embeddedness differentiates digitalization processes, resulting in a particular segmentation of firms' work and production systems.
In der aktuellen Debatte wird oftmals angenommen, dass die fortschreitende Digitalisierung auf alle Erwerbstätigen gleich ‚wirkt‘. Vor allem in Hin-blick auf Arbeitsautonomie und sich verändernde Arbeitsqualität wird von einigen die Entwicklung eines digitalen Taylorismus postuliert. Andere gehen davon aus, dass es im Zuge der digitalen Transformation zu mehr digitaler Selbstbestimmung kommen wird. Der vorliegende Beitrag wägt beide An-nahmen empirisch ab und untersucht dabei insbesondere mögliche Unterschiede entlang verschiedener Tätigkeitsdomänen. Im Ergebnis zeigen sich Anzeichen einer Polarisierung: Wissensbezogene Tätigkeiten scheinen eher mit digitaler Selbstbestimmung einherzugehen, während sich in Produk-tions- und Dienstleistungstätigkeiten Gefahren eines möglichen digitalen Taylorismus abzeichnen.
The digitalization of the economy is transforming
companies, division of labor, and market structures. Its consequences
for a systematic understanding of capitalist transformation,
however, are barely analytically understood. Therefore,
we propose a perspective on digital capitalism as a specific
production model which differs from the fordist and
postfordist production model in significant ways. We develop
an analytical framework of digital capitalism which is supposed
to connect research on digitalization with systematical
studies of capitalism.
Unter dem Begriff der Plattformökonomie (Kenney & Zysman, 2016) sammelt sich seit einigen Jahren eine stetig wachsende Anzahl von konzeptionellen Beiträgen und empirischer Forschung, die hervorheben, dass digitale Plattformen innovative Geschäftsmodelle und neuartige Formen der Arbeitsorganisation ermöglichen. Die Plattformökonomie umfasst vielfältige Plattformen, welche unterschiedlichste Zwecke erfüllen, wie Such-, Networking- und Messaging-Plattformen (z. B. Google, Facebook, WhatsApp) oder Handelsplattformen (z. B. Amazon, Alibaba, eBay), sowie Vermittlungsplattformen für unterschiedlichste Produkte oder Dienstleistungen (z. B. etsy, myHammer, eBay-Kleinanzeigen). Im Forschungsfeld der Arbeitsbeziehungen sind insbesondere Plattformen von Interesse, die Arbeitsleistung entweder direkt koordinieren oder die Organisation von Arbeit substanziell beeinflussen. Der Zusammenhang zwischen den empirisch vorzufindenden Strukturen der Plattformökonomie und den Arbeitsbeziehungen ist bisher jedoch alles andere als eindeutig. Im Einleitungstext für dieses Sonderheft führen wir kurz in den Stand der aktuellen Debatte ein und thematisieren die Rolle der Zukunft für das Feld in der Praxis und der Forschung, um schließlich die Beiträge dieses Sonderheftes im Kontext der anhaltenden Diskussionen vorzustellen.
Why do tech elites believe they are the world's greatest do-gooders and why does it matter what they say and (claim to) think? In this paper, we use the concept of the spirit of capitalism to shed light on the ways in which normative beliefs inform and justify the business models of tech companies. We first reconstruct, systematize and operationalize the concept of the capitalist spirit. We then argue that solutionist ideas have become central to the (self-)image of today's tech companies. Solutionism refers to the idea that the use of technologies-by inventive and cunning entrepreneurs-is the royal road to fixing social problems. We use a classification algorithm trained on hand-coded documents to empirically trace the relative importance of solutionist vis-à-vis other normative beliefs in three novel text corpora. We find that solutionist ideas are indeed central to the worldview of tech elites, and that they are also gaining ground in the broader tech milieu, although not yet in the normative discourse of capitalism at large. Finally, we theorize and illustrate the motivating, legitimizing, and orienting role of the capitalist spirit. In doing so, we contribute-conceptually, theoretically, and empirically-to the budding debates on the moral embeddedness of economic action and on the nature and trajectory of digital capitalism.
Die Digitalisierung wird derzeit in Deutschland intensiv diskutiert. Viele Menschen nutzen täglich ihre Computer, Smartphones und diverse Internetplattformen. Immer neue Begriffe wie Industrie 4.0, künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder intelligente Roboter heizen die Debatten und Zukunftsfantasien an. Dabei erscheint einigen die Digitalisierung als Aufbruch in eine vielversprechende Zukunft, in der digitale Technik viele unserer Probleme löst und ein besseres Zusammenleben ermöglicht. Andere dagegen schauen angesichts der Digitalisierung eher mit Sorge auf die kommenden Jahre: Wie kann man mithalten, wenn sich Technik immer schneller weiterentwickelt? Was passiert mit dem eigenen Arbeitsplatz? Wie sicher sind persönliche Daten? Und wer bestimmt eigentlich, wie digitale Technik im Alltag und am Arbeitsplatz eingesetzt wird?
Die vorliegende Studie greift diese Fragen auf. Sie nutzt aktuelle Befragungsergebnisse, um präzise aufzuzeigen, was die Menschen in Deutschland über die Digitalisierung denken. Empirische Grundlage dieser Studie sind verschiedene Onlinebefragungen mit Einzelfragen (N jeweils ca. 5000 Befragte), die durch das Online-Erhebungsinstitut Civey durchgeführt wurden.
Zusammenfassung
In der Plattformökonomie organisieren Unternehmen, wie Uber, Airbnb, Deliveroo oder Upwork, bezahlte Arbeit direkt auf digitalen Marktplätzen im Internet. Diese Form bezahlter Arbeit wird oft als „Cloudwork“ oder „Gigwork“ bezeichnet. Bislang gibt es jedoch kaum theoretisch fundierte Anhaltspunkte dafür, wie genau diese Marktorganisatoren diese Form bezahlter Arbeit tatsächlich organisieren. Um diese Lücke zu schließen, bestimmt dieser Artikel drei grundlegende Koordinationsprobleme der betrieblichen Organisation von Arbeit als Ausgangspunkt und kombiniert diese Argumentation mit dem Ansatz der Organisation von Märkten, um organisationssoziologische Grundlagen aufzuzeigen. Die konzeptionelle Argumentation unterstreicht, dass die Arbeit in der Plattformökonomie deutlich erkennbaren Grenzen unterliegt. Dennoch zeigt sich eine besondere Leistungsfähigkeit der Organisatoren digitaler Marktplätze, alternative, nicht-betriebliche Lösungen für grundlegende Koordinationsprobleme der Organisation von Arbeit zu installieren. Der Artikel plädiert dafür, in zukünftiger Forschung empirische Befunde stärker mit theoretischen Fundamenten zu verbinden.
The platform economy (Kenney and Zysman, 2016) enables socio-technical infrastructures that facilitate new forms of internet intermediation between buyers and external sellers. Several prominent and successful examples of such digital infrastructures depict themselves as a part of the so called “sharing economy”. We posit here that the key to understand the social structures of sharing economy platforms is to analyze them as digital marketplaces created and operated by market organizers. In this article we address these issues by approaching the problem of market order creation and the elements of market order as a question of the organization of markets (Ahrne et al., 2015) by drawing on two exemplary cases, Lyft and Airbnb. We first consider efforts of market organizers to create new market orders on their digital marketplaces by mobilizing participants and resources. Second, we analyze what elements of organization these market organizers install to continuously operate their digital marketplaces. In all we show that although they use the rhetoric of sharing, internet platforms in the sharing economy generate enormous profits by establishing order on digital marketplaces using five elements of organization.
In der Plattformökonomie organisieren Unternehmen, wie Uber, Airbnb, Deliveroo oder Up-work, zunehmend digitale Marktplätze für bezahlte Arbeit im Internet. Bislang gibt es jedoch kaum theoretisch-fundierte Anhaltspunkte, wie genau diese Marktorganisatoren die bezahlte Arbeit tatsächlich organisieren. Um diese Lücke zu schließen, bestimmt der Artikel drei grundlegende Koordinationsprobleme der betrieblichen Organisation von Arbeit und unterfüttert diese Argumentation mit dem Ansatz der Organisation von Märkten (Ahrne et al. 2015). Entlang von fünf Elementen der Organisation (Mitgliedschaft, Regeln, Überwachung, Sanktionen, Hierarchie) zeigen sich die organisationssoziologischen Grundlagen. Darauf aufbauend unterstreicht die Argumentation, dass die Arbeit in der Plattformökonomie deutlich erkennbaren Grenzen unterliegt. Dennoch zeigt sich eine besondere Leistungsfähigkeit der Organisatoren digitaler Marktplätze alternative, nicht-betriebliche Lösungen für grundlegende Koordinationsprobleme der Organisation von Arbeit zu installieren. Der Artikel plädiert dafür, in zukünftiger Forschung die empirischen Befunde stärker mit theoretischen Fundamenten zu verbinden und konkurrierende Fundamente zu entwickeln, um diese kontrovers zu diskutieren und zu prüfen.
Big data and its potential, use, and hopes seem to grow more valuable for commercial and research purposes alike. Nevertheless, problems start to arise as soon as the technical and epistemic potential of big data is overemphasized. Big data, like any other traces of human behavior, must be contextualized. This seems even more important since all types of digital traces are molded by specific operations and procedures as well as methods inscribed into digital infrastructures. These infrastructures are the necessary precondition for the emergence of digital traces, yet they pose a challenge for research because they are by no means static, but rather moving continuously. By reconstructing the trajectory of the UDID (unique device identifier) and its contested role within Apple’s App Store ecology, this article presents an empirical perspective on how the contexts and preconditions of tracing capabilities are the result of continuous negotiation processes. The method presented in the article bridges the debates on the moving architectures of digital media and the search for suitable process-driven approaches.
This article conceptualizes acting on media in terms of different interplays between focal actors, users, and user communities. It is argued that—in times of mediated visibility, the increasing entanglement of social and technological change, and accelerated feedback loops—arenas of negotiation emerge and therewith the complexities of relations between producers and users increases. Using insights from the fields of Wii hacking, Circuit Bending, and online poker tools, three variants of interplay are presented and discussed: integration, segregation, and permanent confrontation. Whilst a process-oriented perspective on reciprocal action is developed the paper contributes (a) to a balanced perspective on what is often a one-sided discussion regarding the actions leading to media change, and (b) to the understanding of the relation between media change and reflexive modernity.
Trotz der Bedeutung von Computern und Internet für die Arbeitswelt gibt es bislang überraschend wenig vertiefende quantitative Analysen zu den Einflussfaktoren der beruflichen Nutzung dieser Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Auch fehlen ausführliche Analysen zum Zusammenhang zwischen IKT-Nutzung und zentralen Aspekten der Arbeitsqualität. Die hier durchgeführten empirischen Auswertungen schließen diese Lücke mit dem deutschen Teildatensatz des European Working Conditions Survey (EWCS). Die Auswertungen zeigen, dass vor allem die Berufsgruppe die IKT-Nutzung prägt und insbesondere Einzelselbstständige häufiger IKT nutzen. Zudem zeigen sich bei IKT-Nutzung eine leicht bessere Arbeitsmarktlage, mehr Handlungsspielräume, aber auch höhere Belastungen am Arbeitsplatz. Die Auswertungen identifizieren damit einerseits deutliche Konturlinien der digitalen Arbeitswelt. Andererseits fällt Arbeitsqualität nicht einseitig besser oder schlechter aus, sondern wird unter dem Einfluss von IKT neu konfiguriert.
Für lange Zeit waren Arbeitgeber, Arbeitskraft und Arbeitsort eng miteinander
verbunden. Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt
lockert diese engen Verbindungen. Es entsteht eine Arbeitswelt loser
Kopplung. Beispielsweise löst mobiles digitales Arbeiten die Bindung
an einen bestimmten Arbeitsort. Arbeit auf digitalen Marktplätzen, wie
etwa beim Crowdsourcing, tritt an die Stelle von Arbeitgeber-Arbeitnehmer-
Verhältnissen. Unsere etablierten sozialstaatlichen Regulierungen
stellt dies vor neue Herausforderungen, da sie vornehmlich an der traditionellen
Arbeitswelt fester Kopplung ansetzen.
Download unter: http://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a877-04-werkheft-4.html
Die Informatisierung ökonomischer Prozesse ist ein seit mehreren Dekaden andauernder Prozess.2 Heute verdichten sich allerdings die Hinweise, dass wir uns mitten in einem Technisierungsschub neuer Qualität befinden. Revolutionen in Datenspeicherung, -verarbeitung und -verfügbarkeit (Big Data), die fortschreitende Verbreitung und Vernetzung digitaler Endgeräte bei Produzenten und Verbrauchern sowie intelligente Algorithmen ermöglichen Transformationen von Arbeitsorganisationen, Arbeitskraftangebot und -nachfrage auf digitalen Marktplätzen, günstige, flexibel einsetzbare und schnell programmierbare Service- und Industrieroboter sowie neuartige Produktionsabläufe und eine Reorganisation von Liefer- und Serviceketten zwischen Kunden, Produzenten und Zulieferbetrieben. In der Bundesrepublik werden die wirtschaftlichen Potenziale der Digitalisierung vornehmlich unter dem Stichwort »Industrie 4.0« diskutiert. Es ist allerdings keinesfalls ausgemacht, dass sich die entscheidenden Transformationen des Wirtschaftens nur im industriellen Sektor abspielen werden. Die Digitalisierung der Wirtschaft betrifft potenziell alle Bereiche der Produktion und alle Segmente des Arbeitsmarktes und kann daher als Grundlage für begründete Einschätzungen möglicher Transformationen im gegenwärtigen Kapitalismus dienen.
Theorists of post capitalism have recently argued for a more or less inevitable end to capitalism. They assume that private accumulation is systematically blocked by the inability of capitalist corporations to create revenues by setting prices as they lose control over the reproduction of their commodities and that in this process, capitalist labour will eventually disappear. Drawing on a case study of Amazon and thoughts on the policies of other leading digital corporations, we challenge these assumptions. Key corporate players of digitization are trying to become powerful monopolies and have partly succeeded in doing so, using the network effects and scaling opportunities of digital goods and building socio-technical ecosystems. These strategies have led to the development of in part isomorphic structures, hence creating a situation of oligopolistic market competition. We draw on basic assumptions of monopoly capital theory to argue that in this situation labour process rationalization becomes key to the corporation's competitive strategies. We see the expansion of digital control and the organizational structures applied by key corporate players of the digital economy as evidence for the expansion of capitalist labour, not its reduction.
In den letzten Jahren hat sich das Thema Digitalisierung mit großer Kraft in das Zentrum
öffentlicher und wissenschaftlicher Debatten geschoben. Mit Schlagworten, wie „Industrie
4.0“ und „Crowdsourcing“, wird derzeit Digitalisierung vor allem als ein Forschungsproblem
von Arbeit und Beschäftigung behandelt. Bisher kommt diese Forschung zur
Digitalisierung recht gut ohne eine ausdrückliche Thematisierung der Organisationsebene
aus. So lässt sich fragen: Was kann die Organisationssoziologie im digitalen Wandel leisten?
Braucht man hier die Organisationssoziologie überhaupt?